Kurzandacht
Finden Sie einen Ort für sich allein oder für mehrere, an dem Sie in den nächsten Minuten gut sein können. Wenn Sie mögen: Stellen oder legen Sie ein Kreuz vor sich hin und zünden eine Kerze an.
Einstimmung in das Thema des Sonntags / der Woche
„So spricht der HERR, der dich geschaffen hat, Jakob, und dich gemacht hat, Israel: Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein!“ – mit diesem Spruch der Woche, die ab dem 6. Sonntag nach Trinitatis beginnt, macht Gott seine Besitzansprüche geltend. Aber ich bin ich für Gott nur eine Sache? Nur ein weiteres Besitzding? Ich weiß: So ist das gar nicht gemeint. Gott hat mich bei meinem Namen gerufen und ist damit eine Beziehung eingegangen. Wir gehören einfach zusammen. Untrennbar. Und dafür steht Gott ein, in dessen Namen ich diese Andacht feiere: Im Namen Gottes, den ich glaube als Vater und Sohn und Heiliger Geist. Amen.
Bibeltext: 5. Mose 7,6-12 (Einheitsübersetzung2016)
Lied der Woche: EG 200 „Ich bin getauft auf deinen Namen“
Impuls
Wer bin ich eigentlich? Und was macht mich eigentlich aus? Sind es meine Fähigkeiten? Ist es mein Aussehen? Ist es das, was die anderen Menschen von mir so meinen? Ist es die Summe der Erfahrungen meines Lebens? Habe ich es selbst in der Hand, der zu sein, der ich gerne sein möchte, oder ist all das nur Gedankenspielerei und im Grunde steht bereits alles schon fest? Wer bin ich eigentlich wirklich? Der Predigttext spricht zuallererst nicht mit mir. Er ist an Israel, dem Volk Gottes, gerichtet. Israel wird daran erinnert, wie Gott sein Volk aus Ägypten geführt hat. Und er ist so etwas wie ein Vertrag zwischen Gott und seinem Volk, deswegen tauchen da sooft auch juristische Begrifflichkeiten auf.
Aber wo bin ich in diesem Text? Wo ist Jesus in diesem Text? Wo das Evangelium?
Zunächst: Ich bin durch den Juden Jesus an diese Texte gebunden und stehe mit ihm zusammen in einer langen Tradition. Deswegen gelten sowohl der Zuspruch als auch der Anspruch des Textes auch mir. Nicht weil ich selber zu Israel gehöre, sondern weil ich zum Juden Jesus gehöre, der für mich der Messias dieser Welt ist.
Durch Jesus werden mir die Texte des hebräischen Teils meiner Bibel genauso zur Familiengeschichte wie es die Texte des griechischen Teils der Bibel immer schon waren.
Ich stelle mich also mit Jesus in eine große Runde. Ein wenig hinter ihm. Er ist meine Verbindung zu den Erzeltern, er ist meine Verbindung nach Ägypten, er ist meine Verbindung zu Israel.
Und dann wird mir dieser Text, der eigentlich nicht direkt an mich gerichtet ist, lebendig. Und Gott fragt mich ziemlich direkt, wie ich denn so mit seinen Geboten und Gesetzen umgegangen bin und umgehe.
Wie gut, dass Jesus vor mir steht. Und er mir immer wieder erklärt, wie das mit dem Reich Gottes und seinem Vater ist. Sonst würde ich immer mehr den strafenden und jähzornigen Gott aus solchen Zeilen lesen als den liebenden Vater, von dem Jesus sein ganzes Leben lang immer erzählt hat. Sonst würde ich sehr schnell das Ostergeschehen wieder vergessen und nicht aus dem Sieg des Lebens über den Tod heraus leben, sondern mich von den Grenzen, die der Tod setzt, beeindrucken lassen.
Befreit mich das jetzt von den Geboten und deren Einhaltung? Weil ich einfach so auf Jesus zeigen kann? Das wäre zu einfach. Aber ich kann mich mit Jesus zusammen fragen, wie die Gebote dem Leben dienen und darauf hoffen, dass es eben dieser Jesus ist, der beim Vater Fürsprache für mich hält.
Wer bin ich eigentlich? Ich glaube und hoffe und weiß: Ich bin ein geliebtes Kind Gottes. Ich gehöre zur großen Familie dieses menschenliebenden Gottes, der mich trägt und stärkt und erhält.
Das befreit mich aus so mancherlei Zwängen. Das befreit mich aber auch aus dem Hamsterrad und dem Teufelskreis, so zu sein, wie die anderen mich gerne hätten. Denn ich bin schon längst so, wie ich sein soll. Weil Gott mich bei meinem Namen gerufen hat und ich sein eigen bin. Amen.
Fürbitten und Vaterunser
Ich gehöre zu dir, Gott. Von Anfang an. Du hast mir mein Leben gegeben, weil du mich beim Namen genannt hast. So wie du das ganz am Anfang mit allen Dingen getan hast. Durch dein Wort wird Wirklichkeit. Gott, ich glaube, dein Sohn ist dein wahres Wort für diese Welt. Jesus war mit dir im Anfang und schwebte mit dir und deinem Geist über den Urfluten. Gott, ich gehöre zu dir. Dafür danke ich dir, weil es mich mein Leben leben lässt und mir die Angst nimmt. Und so bete ich ebenso zu dir wie es Jesus zu dir getan hat: Vater unser im Himmel. Geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Segen
So bitte ich um Gottes Segen. Für mich und für die anderen:
Gott segne uns und behüte uns.
Gott lasse sein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig.
Gott erhebe sein Angesicht auf uns und gebe uns Frieden. Amen.
Verweilen Sie noch einen Moment in der Stille.
Dann: Löschen Sie die Kerze und gehen wieder ihrem Tageslauf nach.