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Die Evangelische Dorfkirche in Altranft

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Die Altranfter Dorfkirche gehört zu den wenigen massiven Gotteshäusern auf dem Barnim, die zu Zeiten Friedrichs des Großen errichtet wurden. Doch bereits vor 800 Jahren, als das Dorf Ranft gerade gegründet war, wird es hier eine Kirche gegeben haben.

Für die Siedler war es in der neuen Heimat besonders wichtig, ihren Glauben zu leben, aus ihm Kraft zu schöpfen und eine Stätte für den Gottesdienst zu haben. Aus diesem Drang heraus entstand die erste Kirche, von der wir gar nichts wissen.

Archäologische Untersuchungen in anderen Dörfern haben ergeben, dass manche mittelalterliche Kirche einen hölzernen Vorgängerbau hatte, was in Ranft durchaus ebenso der Fall gewesen sein könnte. 

Im Jahre 1375, als das Dorf mit dem Namen "Ranft" im Landbuch Kaiser Karls IV. zum ersten Mal erwähnt wird, gab es am Ort einen Pfarrer, der von den 28 Ackerhufen immerhin vier besaß. Und wo ein Pfarrer mit einem gut ausgestatteten Pfarrgehöft wohnte, gab es selbstverständlich auch eine Kirche.

Das ganze Dorf hatte der brandenburgische Markgraf einem Ritter Betkin von Pfuel als Lehnsbesitz übertragen. Diese Adelsfamilie war auf dem Barnim reich begütet und besaß das Dorf Ranft mit Unterbrechungen von 1375 bis 1665. In der Besitzfolge reihten sich anschließend die Familien von Bomsdorf (bis 1739), von Marschall (bis 1820), von Hacke (bis 1916) und Eschenbach (bis 1945) aneinander. Sie alle übten ihre Patronatspflichten zum baulichen Erhalt der Kirche über Jahrhunderte hinweg mehr oder weniger fürsorglich aus. Einige Angehörige dieser Familien liegen nach altem Brauch auch in der Kirche begraben.

Es wird vermutet, dass bis Anfang des 17. Jahrhunderts in Ranft nur ein einfaches Gotteshaus aus Fachwerk stand. Dieses Kirchlein wurde 1607 vollständig neu erbaut und erhielt, als die Zeiten wieder besser geworden waren, 1689 auch einen Turm.

Dieses rechteckige, massiv aus Feld- und Mauersteinen errichtete Gebäude war 23 Meter lang und gut 10 Meter breit. Um 1750 war es derart baufällig geworden, dass es einzustürzen drohte.

Die damalige Patronin und Witwe des 1749 verstorbenen Staatsministers von Marschall, Caroline Marianne von Marschall, ließ die marode Kirche abreißen und an derselben Stelle den schlichten, rechteckigen Putzbau errichten, wie er heute noch dasteht. Im Herbst 1752 wurde er in Benutzung genommen. Aus der Bauzeit sind noch das große Himmelfahrtsgemälde an der Decke sowie der Kanzelaltar, die dreiseitige Empore und die Patronatsloge erhalten.

Die Orgel ist 1861 in der Werkstatt des Orgelbaumeisters Kienscherf in Eberswalde entstanden.

Zwei der drei Glocken sind 1917 zur Verwendung als Kriegsmaterial abgeliefert worden. Die ältere, 1679 von Martin Heintze in Berlin gegossen, hatten die Herren von Bomsdorf gestiftet. Die jüngere, von den Gebrüdern Fischer aus Königsberg 1792/93 gegossen, war eine Stiftung des Gutsadministrators Cremer. Sie wurde 1910 in Apolda bei Heinrich Ulrich umgegossen und ruft noch heute die Altranfter Christen zum Gottesdienst. Ulrich hatte 1910 noch eine zweite Glocke für Altranft gegossen, die zusammen mit der älteren 1917 abgeliefert werden musste.

Mit dem 1752 gebauten Kirchturm kann es nicht zum Besten gestanden haben, denn er wurde 1795 und 1829 jeweils einem ziemlich umfassenden Umbau unterzogen.

1901 schließlich stiftete Gräfin Veronica von Hacke 20.000 Mark für den noch jetzt stehenden Turmneubau, für den 1926 der damalige Gutsherr Carl Eschenbach anlässlich seiner Hochzeit im Jahre 1926 der Gemeinde eine Turmuhr schenkte. Die Kirche selbst wurde im Innern 1826, in den 1880er Jahren, 1901, 1906 und 1973 umgebaut oder durchgreifend renoviert.

Wie in anderen Dorfkirchen auch gibt es in der Altranfter adlige Grabgewölbe. Das ältere liegt im Westen unter dem Kirchboden in der Nähe des Turmes. Es enthielt Bestattungen aus der Pfuel- und Bomsdorf-Ära sowie die älteren Hacke-Särge. 1973 wurden die noch vorhandenen Särge im Fußboden des Gruftgewölbes vergraben und aus dem Gewölbe selbst eine Winterkirche bzw. ein Gemeinderaum gemacht.

Bereits 1906 war der seitliche Eingang zu diesem Gewölbe vermauert und unter dem Kirchenfußboden beim Altar eine neue Gruft angelegt worden. Als sie 1973 bei der genannten Kirchenrenovierung geöffnet und anschließend wieder vermauert wurde, standen mehrere Särge darin, denen keine Namen zugeordnet werden konnten. Hier wurde im Mai 1914 die "alte Gräfin" Veronica von Hacke (1836-1914) beigesetzt. Im selben Monat wurden drei weitere Prunksärge in dieses Gewölbe überführt. In ihnen ruhen drei Angehörige der Familie von Hacke, die ursprünglich in Frauenhagen bei Angermünde bestattet waren. Es handelt sich um den preußischen General Hans Christoph Friedrich Graf von Hacke (1699-1754), dessen Frau und dessen Tochter. Als Generaldjutant zweier Preußenkönige war er mehr als 20 Jahre lang im Zentrum der Machtausübung im Staate tätig. Als Kommandant von Berlin veranlasste er in der Stadt zahlreiche bauliche Veränderungen. Fast 250 Jahre nach seinem Tod erinnern an ihn noch heute der Hackesche Markt und die Hackeschen Höfe in Berlin.

Im Zuge der Sanierungsarbeiten am Dachstuhl und an der Turmspitze der Altranfter Kirche wurde im April 2004 die aus Holmstange, Turmknopf, Wetterfahne und Stern bestehende Bekrönung herabgeholt. Sie ist beim Neubau der Kirche im Jahre 1752 angefertigt worden und zierte dann auch den Turmneubau von 1901. In der durchlöcherten Turmkugel, dem so genannten Turmknopf, fanden sich zwei große Kupferkapseln. Bei ihrer Öffnung am 5. Mai 2004 im Beisein von vieler Altranfter kamen interessante Dinge zum Vorschein. Neben der Originalurkunde von 1795, der Abschrift einer nicht erhaltenen Denkschrift von 1826 sowie der Turmknopfurkunde von 1901 fanden sich 24 säuberlich eingewickelte Münzen.

Die im Frühjahr 2004 begonnene Sanierung des Dachstuhls und die Erneuerung der Turmspitze waren in dem notwendig gewordenen Umfang eigentlich nicht geplant. Äußerlich machte die Kirche keineswegs einen so desolaten Eindruck. Nur das Mauerwerk im Sockelbereich sollte saniert werden, weil es feuchte Stellen gab und der Zement abbröckelte. Im Rahmen der Prüfung der Antragsunterlagen für die Förderung hatten sich Bausachverständige des Konsistoriums auch den Dachstuhl angeschaut. Dort wurde Schwambefall festgestellt. Außerdem entdeckte man gravierende Schäden am Dachstuhl, dessen Gefüge sich als instabil herausstellte. Das Mauerwerk wurde durch diese Mängel nach außen gedrückt. Einzelne Balken lagen bis zu zehn Zentimeter von ihrem angestammten Platz entfernt. Sehr schnell wurde klar, dass die Sanierung viel mehr kosten würde als die veranschlagten 250.000 Euro.

Bis Ende Juli 2004 ist es gelungen, den Dachstuhl, der auseinander zu brechen drohte, wieder zusammen zu zimmern. Die Beton-Dachsteine aus der DDR-Zeit wurden anschließend durch Biberschwänze ersetzt. Dann wurde der erst 1991 aufgebrachte Putz von den Außenwänden entfernt und neu aufgebracht. Im Oktober 2004 waren die Arbeiten abgeschlossen.

(Quelle: Dr. Reinhard Schmook, Heimatkundliche und regionalgeschichtliche Schriften der Albert Heyde Stiftung in Bad Freienwalde, Band 2: Führer zu den Kirchen und Gemeindehäusern im Evangelischen Kirchenkreis Oderbruch, hrsg. vom Kreiskirchenrat des Evangelischen Kirchenkreises Oderbruch, Kunersdorf 2012)

Letzte Änderung am: 07.05.2020