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Die Evangelische Dorfkirche in Wollenberg

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Wollenberg und Wölsickendorf sind Schwesterdörfer, die kirchlich schon mindestens seit der Reformation zusammengehören. Dabei ist die Wollenberger Kirche stets Filiale von Wölsickendorf gewesen. Sie ist ein rechteckiger Feldsteinbau aus dem 13. Jahrhundert, eine Saalkirche mit im 18. Jahrhundert herausgebrochenen größeren Fensteröffnungen. Ein massiver Sockel mit spitzbogigem Portal trägt den hölzernen Turm, der mit Schiefer verkleidet ist.

In ihm hängt eine der ältesten Glocken unserer Heimat, gegossen im Jahre 1488 (Inschrift: "O rex glorie xpe veni cum pace m°cccclxxxviii"). Im Jahre 1930 war sie gesprungen und konnte drei Jahre später durch sachgerechtes Schweißen wieder in Dienst genommen werden.

Darüber hinaus wussten wir über die Geschichte der Kirche gerade der letzten 200 Jahre bislang recht wenig. In der völlig vom Rost zerfressenen Wetterfahne waren einmal die Jahreszahlen 1790, 1891 und 1918 zu lesen. Also musste in der Turmkugel nach altem Brauch eine Nachricht wenigstens aus dem letztgenannten Jahr liegen. Weil an der Turmbekrönung der Wollenberger Kirche der Zahn der Zeit kräftig genagt hatte, musste sie im Juni 2007 von Bergsteigern herabgeholt werden. Die Zinkkapsel im Turmknopf war intakt. Darin befand sich die sehr gut lesbare Turmknopfurkunde, geschrieben am 20. September 1918 vom damaligen Pfarrer Zachert in Wölsickendorf.

Darin berichtet er, dass am 31. Oktober 1916 die erst 1891 bei einer Turmreparatur aufgesetzte Holmstange mit Turmknopf, Wetterfahne und Stern herabgestürzt sei. Wegen kriegsbedingten Mangels an Arbeitskräften habe die Turmbekrönung nach erfolgter Erneuerung erst 1918 wieder aufgesetzt werden können.

Schließlich erfahren wir, dass das Äußere der Kirche noch kurz vor dem Krieg gründlich renoviert wurde und dass das Gotteshaus "nun in seinem Äußeren wie in seinem Inneren einen würdigen Eindruck macht."

Das kirchliche Leben im Dorf gibt dem Pfarrer kaum Anlass zur Klage, "doch fehlt es leider auch an solchen Einwohnern nicht, bei denen das vom Herrn getadelte ´Sammeln irdischer Schätze`oder unnötige ängstliche irdische Sorgen ein Anlaß ist, daß sie den Sonntag zum Wochentag machen und so dem kirchlichen Leben fremd werden."

Von der älteren Ausstattung sind noch die drei Kiefernholzrahmen der Chorostfenster vorhanden. Der hölzerne Altaraufsatz entstand im Jahre 1608. In der Predella befindet sich ein querrechteckiges gemaltes Bild, das das Abendmahl Jesu mit seinen Jüngern thematisiert. Das Bild im Hauptfeld, das seitlich von je einer Säule flankiert ist, zeigt die Kreuzigung Jesu. Über diesem Bild ist der biblische Vers "Sihe daß ist Gottes Lamm daß der Welt Sünde trägt. Joh. 1. V. 29" in goldener Schrift aufgemalt. Innerhalb des geprägten Giebels ist das gemalte Auge Gottes zu sehen. Darüber befindet sich die gemalte Darstellung der Auferstehung Christi. Am oberen Rand des Bildes ist das Entstehungsjahr des Altaraufsatzes - "1608" - angegeben. Links und rechts hat der Altaraufsatz seitliche Wangen mit gemaltem Rankenwerk.

Halblinks vor dem Altar steht die aus dem Jahre 1891 stammende Terrakotta-Taufe. Dazu gehört eine zinnerne Taufschale mit der Inschrift "MARGARETA GÖTZEN GEBOHRNE VON SCHLIBEN 1705".

An der Nordwand hat die hölzerne Kanzel ihren Platz. Sie ist, wie der Altaraufsatz, ebenfalls im Jahre 1608 entstanden. Der Kanzelkorb zeigt in seinen Brüstungsfeldern die gemalten Darstellungen der vier Evangelisten. Am Zugang zur Kanzel befindet sich das Pfarrgestühl aus der 1. Hälfte des 17. Jahrhunderts. 

An der Südwand sind zwei Patronatslogen aufgestellt. Die Brüstungs- und Rückfelder sind mit 17 Wappen bemalt. Beide Patronatslogen stammen aus der 1. Hälfte des 17. Jahrhunderts 

Die Kirche hat eine Westempore, auf der die Orgel ihren Standort hat. Die Orgel hat ein Manual, Pedal und zehn Register. Sie wurde von der Firma Dinse in Berlin im Jahre 1885 gebaut.

Unter der Westempore befindet sich die so genannte Winterkirche. Im Innern hat die Kirche eine Balkendecke.

(Quelle: Dr. Reinhard Schmook, Heimatkundliche und regionalgeschichtliche Schriften der Albert Heyde Stiftung in Bad Freienwalde, Band 2: Führer zu den Kirchen und Gemeindehäusern im Evangelischen Kirchenkreis Oderbruch, hrsg. vom Kreiskirchenrat des Evangelischen Kirchenkreises Oderbruch, Kunersdorf 2012)

Letzte Änderung am: 07.05.2020