Kurzandacht
Finden Sie einen Ort für sich allein oder für mehrere, an dem Sie in den nächsten Minuten gut sein können. Wenn Sie mögen: Stellen oder legen Sie ein Kreuz vor sich hin und zünden eine Kerze an.
Einstimmung in das Thema des Sonntags / der Woche
„Wandelt als Kinder des Lichts; die Frucht des Lichts ist lauter Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit.“ – so stimmt uns der Spruch der Woche auf die Zeit ab dem 8. Sonntag nach Trinitatis ein. Kinder des Lichts sollen wir sein. Helligkeit in die Dunkelheit dieser Welt bringen. Auch gerade dann, wenn kein anderer das macht. Das klingt in meinen Worten auch so: Guckt genau hin auf das, was in eurer Umgebung alles passiert. Seht nicht weg. Nennt Unrecht beim Namen.“ Das kann mitunter auch schmerzlich sein. Vor allem dann, wenn das Licht Dinge aufdeckt, die lieber im Schatten geblieben wären. Das gilt auch für mein eigenes Leben. Wichtig dabei: Ich darf mir und anderen gegenüber nie vergessen, dass das lichtbringende Handeln gütig und gerecht und wahr sein muss. Nie aburteilend. So eingestimmt feiere ich diese Andacht im Namen Gottes, den ich glaube als Vater und Sohn und Heiliger Geist. Amen.
Bibeltext: Johannes 9,1-7 (BasisBibel)
Lied der Woche: EG 262/263 „Sonne der Gerechtigkeit“
Impuls
An meinem neuen Fahrrad ist eine ziemlich schwache Funzel vorne angebracht. Und eigentlich müsste sie heller sein, damit ich bei Dunkelheit auch wirklich etwas sehen kann. Das Fahren mit dieser „Lampe“ zwingt mich zu einem anderen Fahren als ich das mit einer helleren vielleicht tun würde. Ich fahre vorsichtiger durch den Wald an der Köhlerei, ich fahre langsamer über Straßen und durch Felder. Und es ist auch nicht so, dass sie gar kein Licht macht. Sie ist mir einfach nur nicht hell genug. Im Grunde also ein echtes Luxusproblem. Ich könnte auch zufrieden sein und mich damit abfinden. Eine andere Sache: ich kann mir nicht vorstellen blind zu sein. Ohne Brille sehe ich zwar alles verschwommen, aber ich sehe immerhin noch etwas. Gar nichts zu sehen ist für mich unvorstellbar. Und es klingt bedrohlich für mich, weil mein Sehen für mich einfach normal ist und alles andere unnormal. Vielleicht sind das auch Gedanken gewesen, die die Jünger damals zu ihrer Frage an Jesus bewegt haben. Vielleicht haben sie auch daran gedacht, dass es wohl einen Grund dafür geben muss, dass der Mann blind war. Weil sie es auch als Defizit wahrgenommen haben. Darum fragen sie Jesus nach der Ursache, nach dem Grund und damit auch nach der Schuld für diesen Umstand. Wie gut, dass Jesus diese Gedankengänge mit einem Satz aus dem Weg räumt und klarstellt. Niemand trägt Schuld an der Blindheit des Mannes. Vielmehr ist die Blindheit eine Chance für ein Zeichen des Handelns Gottes in der Welt. Und kaum ausgesprochen macht Jesus ihn wieder sehend, damit wir daran etwas lernen können. Und Schlüsse daraus für unser eigenes Handeln in dieser Welt ziehen können. Denn allzu oft schauen wir in unsere Welt und gehen mit ihr nach der Methode der Schuld-Frage um. Das funktioniert leider nur zu gut. Und steckt Menschen in Schubladen. Dabei könnten und sollten wir anders handeln. Wir sind nicht wie Jesus, der Blindheit nehmen konnte. Aber wir sind mit Gaben beschenkt, dass die Blindheit des Anderen nicht zu einem Problem werden lässt. Im Gegenteil. Wir könnten jede Menge für die Sicht auf unsere Welt aus der Blindheit lernen. Ich glaube: Körperliche Behinderungen sind zwar Einschränkungen, aber keine, die ein gutes Miteinander verhindern könnten. Ich glaube: der menschliche Körper kann zwar Einschränkungen der Möglichkeiten aufweisen, aber niemals der Mensch, der mit einem solchen Körper lebt. Das darf ich übrigens immer wieder auch erfahren, wenn ich mit den Kindern und Jugendlichen der Laurentiusschule in Bad Freienwalde zusammen bin. Ja, das Leben mit Behinderungen ist nicht immer einfach. Oft auch mit erheblichen Einschränkungen einhergehend, aber meistens kommen diese Einschränkungen von außen. Nicht aus den betroffenen Menschen selbst. Jesus wusste ziemlich genau, was er beim blinden Mann machen muss, damit sehend wird. Wir müssen immer wieder aufs Neue lernen, was es braucht, um ein inklusives Leben in dieser Welt zu ermöglichen. Und genau dazu sind wir, bin ich, aufgerufen. Als Lichtbringer, die wir sind. Als Lichtbringer, die die anderen sind. Denn nicht immer bin ich es, der sehen kann, auch wenn ich nicht blind bin. In der Nachfolge Jesu will ich das tun: Licht in die Welt bringen und Licht in meine Welt bringen lassen. Dann geht es auch nicht mehr um die Schuldfrage. Dann geht es darum, das ganze Leben fröhlich aus der Hand Gottes entgegen zu nehmen und dankbar dafür zu sein. Amen.
Fürbitten und Vaterunser
Gott, wo Licht ist, ist auch immer Schatten. Und nicht immer bin ich es, der im Licht steht oder das Licht in der Hand hält. Ganz oft auch stehe ich im Schatten und merke das noch nicht mal. Weil ich mich in meiner kleinen Welt so gemütlich eingerichtet habe und genau weiß, warum die Dinge so sind wie sie eben sind. Erlöse mich von dieser Haltung und lass mich ein echtes Kind des Lichts sein. Lass mich von deinem Licht anderen abgeben, damit auch sie beten können: Vater unser im Himmel. Geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Segen
So bitte ich um Gottes Segen. Für mich und für die anderen:
Gott segne uns und behüte uns.
Gott lasse sein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig.
Gott erhebe sein Angesicht auf uns und gebe uns Frieden. Amen.
Verweilen Sie noch einen Moment in der Stille.
Dann: Löschen Sie die Kerze und gehen wieder ihrem Tageslauf nach.