Kurzandacht
Finden Sie einen Ort für sich allein oder für mehrere, an dem Sie in den nächsten Minuten gut sein können. Wenn Sie mögen: Stellen oder legen Sie ein Kreuz vor sich hin und zünden eine Kerze an.
Einstimmung in das Thema des Sonntags / der Woche
„Einer trage des andern Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen.“ – mit dem Spruch für Woche aus dem Galaterbrief des Paulus beginnt unsere neue Woche. Einer trage des andern Last… Unterstützt euch, hätte es auch heißen können. Aber das, was der Apostel da schreibt geht noch weiter. Erkennt die Lasten, die jeder mit sich durch sein Leben schleppt. Erkennt eure eigenen Lasten. Macht das öffentlich. Redet drüber. Dann tragt miteinander. Und wenn alle mit anfassen, wird die eigene Last leichter, fast kaum noch spürbar. Wie schön wäre das, wenn das so einfach ginge. Wie schön wäre das, wenn ich anderen von meinen Lasten erzählen könnte. Wie schön wäre das, wenn das in unserer heutigen Zeit so einfach möglich wäre. Der, der die größte Last bereits getragen hat, ist Jesus selbst. Er hat sie getragen und trägt sie auch heute noch mit. Darum kann ich Andacht feiern und Lasten ablegen. Im Namen Gottes, den ich glaube als Vater, Sohn und Heiliger Geist. Amen.
Bibeltext: Römer 12,17-21 (BasisBibel)
Vergeltet Böses nicht mit Bösem. Habt den anderen Menschen gegenüber stets nur Gutes im Sinn. Lebt mit allen Menschen in Frieden – soweit das möglich ist und es an euch liegt. Nehmt nicht selbst Rache, meine Lieben. Überlasst das vielmehr dem gerechten Zorn Gottes. In der Heiligen Schrift steht ja: „Die Rache ist meine Sache, ich werde Vergeltung üben – spricht der Herr.“ Im Gegenteil: „Wenn dein Feind Hunger hat, gib ihm zu essen. Wenn er Durst hat, gib ihm zu trinken. Wenn du das tust, ist es, als ob du glühende Kohlen auf seinem Kopf anhäufst.“ Lass dich nicht vom Bösen besiegen, sondern besiege das Böse durch das Gute!
Lied der Woche: EG 428 „Komm in unsre stolze Welt“
Impuls
Ach, wenn alles so einfach wäre. Ach, wenn wir alle so einfach wären. Ach, was wäre dann unser Leben einfach. Ist es aber nicht. Da muss ich gar nicht so weit vor meine Haustür gehen. Im Grunde kann ich gleich da sitzen bleiben, wo ich bin. Eigentlich kann ich gleich bei mir selbst bleiben und bin dann genau beim Richtigen, der die Worte aus dem Galaterbrief zuallererst hören und verstehen muss. Bei mir fängt es an. Immer. Ich kann zwar vieles auf andere abschieben. Verantwortung für mein Leben und mein Leben in unserer Gesellschaft aber nicht. Ich habe nicht immer das Gute im Sinn. Mitunter tun sich in meinen Hirnwindungen echte Abgründe auf. Sogar solche, von denen ich gar nicht wusste, dass ich dazu überhaupt fähig bin. Und dann kommen noch all die Dinge, die mir von außen aufgebürdet werden. Ja, Lasten trage ich viele mit mir herum. Und nicht alle davon kann ich einfach ablegen. Weil sie mich mein Leben lang begleitet haben und werden. Wie gut würde das tun, wenn ich einfach einem anderen davon erzählen würde. Einer, die nicht gleich verurteilt oder in Schubladen steckt. Wie gut würde das tun, wenn wir uns alle und einander eingestehen würden, welche Lasten wir mit uns herumtragen. Oft genug mache ich aber die Erfahrung, dass genau solche Gespräche dann nach hinten losgehen und eher Dinge verschlimmern, als sie zu verbessern. Auch und gerade in Kirche ist das so. Würde man eigentlich gar nicht meinen, nehme ich an, wenn man so von außen drauf guckt. Mitunter unterstellt man uns als Kirche ja, wir wären ein Herz und eine Seele. So könnte ich jetzt hier einfach sitzen bleiben und den Rest meines Lebens mit Gott ausmachen und darauf hoffen, dass er am Ende der Zeit Gnade walten lässt. Ich kann aber auch versuchen Dinge zu verändern. Immer nur wenige, nicht alles auf einmal, kleine Schritte gehen. Das Leben ist immerhin kein Sprint, sondern ein Marathon. Ich kann versuchen, trotz und wider aller bisheriger Erfahrung auf andere Menschen zuzugehen und aufzumachen. Das fängt dann bei den Menschen an, die ich mag. Da wird mir das am leichtesten fallen. Bei den anderen brauche ich jede Menge Unterstützung durch Gott selbst und immer wieder seine Erinnerung daran, dass auch die seine geliebten Kinder sind. Hat mein Feind Hunger, gebe ich ihm zu essen. Das kann dann tatsächlich zu einer Veränderung führen. In meinem Leben und im Leben des Anderen. Denn: Es käme unerwartet. Nicht berechenbar. Wenn ich mehr auf das schauen würde, was mich mit anderen verbindet, als auf das, was mich von ihnen trennt. Und all das Andere kann ich dann getrost Gott überlassen. Er wird´s wohlmachen – wie es in der Bibel heißt. Dazu brauche ich allerdings Glaube, Hoffnung und vor allem: Liebe. Und ich weiß: Das bekomme ich von Gott. Amen.
Fürbitten und Vaterunser
Ach Jesus, du hast die Last dieser Welt am Kreuz gespürt. Sie lag auf deinen Schulten beim Gang nach Golgatha. Ausgeschimpft haben sie dich dafür. Angespuckt. Ganz tief unten bist du damals angekommen. Inmitten all des Mistes der ganzen Welt. Aber du hast das damals ausgehalten. Und ich weiß, du hast das auch für mich getan. Deshalb weiß ich auch, dass ich immer zu dir kommen kann, weil du weißt, was ich in meinem Leben mit mir herumtrage. Vieles von dem laste ich mir selbst auf. Da denke ich an die Dinge, bei denen ich schuldig geworden bin, an dir und anderen Menschen. Ich denke aber auch an die Dinge, die mir aufgeladen werden. Ich kann das nicht immer tragen. Manchmal drohe ich sogar zusammenzubrechen. Deshalb bitte ich dich heute: Gib mir die nötige Kraft anderen davon zu erzählen, dass sie mittragen können. Gib mir den Mut auf deine Gnade zu vertrauen, damit ich davon dir abgeben kann. Für all die anderen bitte ich dich: Trage du da auch mit und gib ihnen Mut, Kraft und Zuversicht für ihre Leben.
Mit den Worten deines Sohnes bete ich so zu dir: Vater unser im Himmel. Geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Segen
So bitte ich um Gottes Segen. Für mich und für die anderen:
Gott segne uns und behüte uns.
Gott lasse sein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig.
Gott erhebe sein Angesicht auf uns und gebe uns Frieden. Amen.
Verweilen Sie noch einen Moment in der Stille.
Dann: Löschen Sie die Kerze und gehen wieder ihrem Tageslauf nach.