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3. Sonntag n. Trinitatis - Versöhnung leben

Texte für die Andacht und den Gottesdienst

Lobe den HERRN, meine Seele, und was in mir ist, seinen heiligen Namen!
Lobe den HERRN, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat:
der dir alle deine Sünde vergibt und heilet alle deine Gebrechen,
der dein Leben vom Verderben erlöst,
der dich krönet mit Gnade und Barmherzigkeit,
der deinen Mund fröhlich macht und du wieder jung wirst wie ein Adler.
Der HERR schafft Gerechtigkeit und Recht allen, die Unrecht leiden.
Er hat seine Wege Mose wissen lassen, die Kinder Israel sein Tun.
Barmherzig und gnädig ist der HERR, geduldig und von großer Güte.
Er wird nicht für immer hadern noch ewig zornig bleiben.
Er handelt nicht mit uns nach unsern Sünden und vergilt uns nicht nach unsrer Missetat.
Denn so hoch der Himmel über der Erde ist, lässt er seine Gnade walten über denen, die ihn fürchten.
So fern der Morgen ist vom Abend, lässt er unsre Übertretungen von uns sein.
Wie sich ein Vater über Kinder erbarmt, so erbarmt sich der HERR über die, die ihn fürchten.

Wo ist solch ein Gott, wie du bist, der die Sünde vergibt und erlässt die Schuld denen, die geblieben sind als Rest seines Erbteils; der an seinem Zorn nicht ewig festhält, denn er hat Gefallen an Gnade! Er wird sich unser wieder erbarmen, unsere Schuld unter die Füße treten und alle unsere Sünden in die Tiefen des Meeres werfen. Du wirst Jakob die Treue halten und Abraham Gnade erweisen, wie du unsern Vätern vorzeiten geschworen hast.

Ich danke unserm Herrn Jesus Christus, der mich stark gemacht und für treu erachtet hat und in das Amt eingesetzt, mich, der ich früher ein Lästerer und ein Verfolger und ein Frevler war; aber mir ist Barmherzigkeit widerfahren, denn ich habe es unwissend getan, im Unglauben. Es ist aber desto reicher geworden die Gnade unseres Herrn samt dem Glauben und der Liebe, die in Christus Jesus ist. Das ist gewisslich wahr und ein teuer wertes Wort: Christus Jesus ist in die Welt gekommen, die Sünder selig zu machen, unter denen ich der erste bin. Aber darum ist mir Barmherzigkeit widerfahren, dass Christus Jesus an mir als Erstem alle Geduld erweise, zum Vorbild denen, die an ihn glauben sollten zum ewigen Leben. Aber Gott, dem ewigen König, dem Unvergänglichen und Unsichtbaren, der allein Gott ist, sei Ehre und Preis in Ewigkeit! Amen.

Es nahten sich ihm aber alle Zöllner und Sünder, um ihn zu hören. Und die Pharisäer und die Schriftgelehrten murrten und sprachen: Dieser nimmt die Sünder an und isst mit ihnen.

Er sagte aber zu ihnen dies Gleichnis und sprach:

Ein Mensch hatte zwei Söhne. Und der jüngere von ihnen sprach zu dem Vater: Gib mir, Vater, das Erbteil, das mir zusteht. Und er teilte Hab und Gut unter sie. Und nicht lange danach sammelte der jüngere Sohn alles zusammen und zog in ein fernes Land; und dort brachte er sein Erbteil durch mit Prassen. Als er aber alles verbraucht hatte, kam eine große Hungersnot über jenes Land und er fing an zu darben und ging hin und hängte sich an einen Bürger jenes Landes; der schickte ihn auf seinen Acker, die Säue zu hüten. Und er begehrte, seinen Bauch zu füllen mit den Schoten, die die Säue fraßen; und niemand gab sie ihm. Da ging er in sich und sprach: Wie viele Tagelöhner hat mein Vater, die Brot in Fülle haben, und ich verderbe hier im Hunger! Ich will mich aufmachen und zu meinem Vater gehen und zu ihm sagen: Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir. Ich bin hinfort nicht mehr wert, dass ich dein Sohn heiße; mache mich einem deiner Tagelöhner gleich! Und er machte sich auf und kam zu seinem Vater. Als er aber noch weit entfernt war, sah ihn sein Vater und es jammerte ihn, und er lief und fiel ihm um den Hals und küsste ihn. Der Sohn aber sprach zu ihm: Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir; ich bin hinfort nicht mehr wert, dass ich dein Sohn heiße. Aber der Vater sprach zu seinen Knechten: Bringt schnell das beste Gewand her und zieht es ihm an und gebt ihm einen Ring an seine Hand und Schuhe an seine Füße und bringt das gemästete Kalb und schlachtet´s; lasst uns essen und fröhlich sein! Denn dieser mein Sohn war tot und ist wieder lebendig geworden; er war verloren und ist gefunden worden. Und sie fingen an, fröhlich zu sein. Aber der ältere Sohn war auf dem Feld. Und als er nahe zum Hause kam, hörte er Singen und Tanzen und rief zu sich einen der Knechte und fragte, was das wäre. Der aber sagte ihm: Dein Bruder ist gekommen, und dein Vater hat das gemästete Kalb geschlachtet, weil er ihn gesund wiederhat. Da wurde er zornig und wollte nicht hineingehen. Da ging sein Vater heraus und bat ihn. Er antwortete aber und sprach zu seinem Vater: Siehe, so viele Jahre diene ich dir und habe dein Gebot nie übertreten, und du hast mir nie einen Bock gegeben, dass ich mit meinen Freunden fröhlich wäre. Nun aber, da dieser dein Sohn gekommen ist, der dein Hab und Gut mit Huren verprasst hat, hast du ihm das gemästete Kalb geschlachtet. Er aber sprach zu ihm: Mein Sohn, du bist allezeit bei mir und alles, was mein ist, das ist dein. Du solltest aber fröhlich und guten Mutes sein; denn dieser dein Bruder war tot und ist wieder lebendig geworden, er war verloren und ist wiedergefunden.

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Kurzandacht

Finden Sie einen Ort für sich allein oder für mehrere, an dem Sie in den nächsten Minuten gut sein können. Wenn Sie mögen: Stellen oder legen Sie ein Kreuz vor sich hin und zünden eine Kerze an.

Einstimmung in das Thema des Sonntags / der Woche
„Der Menschensohn ist gekommen, zu suchen und selig zu machen, was verloren ist.“ – so lautet der Spruch der Woche aus dem Lukasevangelium (Lk 19,10). Es ist eine Selbstvorstellung Jesu und gleichzeitig eine Beschreibung seines Auftrags in dieser Welt. Jesus ist ein Sucher und ein Finder. Ein Menschensucher und ein Menschenfinder. Und Jesus ist ein Seligmacher, die Alten nannten das „Erlöser“. 

Jesus kommt und sucht und findet und macht selig. Und genau das ist es auch, was die Welt und mit ihr ihre Menschen brauchen. Diesen Gedanken kann ich auch in einem bekannten Weihnachtslied finden: „Welt ging verloren, Christ ist geboren: Freue, freue dich, o Christenheit!“

Und so kann ich in diese Andacht gehen: Mitten im Sommer mit weihnachtlicher Stimmung im Herzen. Und ich beginne diese Andacht im Namen Gottes, den ich glaube als Vater und Sohn und Heiliger Geist. Amen.

Bibeltext: Micha 7,18-20 (Gott hat Gefallen an Gnade)

Lied der Woche:  EG 353 „Jesus nimmt die Sünder an“

Impuls
Sie sind Beschuldigte/ Beschuldigter…

So beginnen Polizeibriefe, wenn es zum Beispiel um Landfriedensbruch geht. Darauf stehen bis zu drei Jahre Gefängnis. Woher ich das so genau weiß: Ich hatte eines Tages einen Brief von der Polizei im Briefkasten, bei dem es darum ging, dass ich Landfriedensbruch begangen haben soll. Tatzeit: Himmelfahrtstag 2014. Ich sollte Stellung auf dem Revier dazu nehmen.

Zwei Tage schlotterten mir die Knie und ich bin diesen Himmelfahhrtstag wieder und wieder im Kopf durchgegangen. Da war nichts. Ich war weder in einer Menge unterwegs, noch bin ich mit der Polizei aneinandergestoßen. Ich hielt es nicht mehr aus, wollte mit dem Polizeibeamten über den Fall sprechen, doch niemand ließ mich durch.

Dann der Anruf vom Revier: Es gab eine Verwechslung! Jemand der einen ähnlichen Nachnamen hatte war gemeint und der Brief versehentlich an mich adressiert worden. Glück gehabt – Gott sei Dank. Den Brief habe ich lange aufgehoben. Immer wieder las ich ihn auch später. Dabei hatte ich immer ein ambivalentes Gefühl und schwankte zwischen Lachen und Ernst. Er machte mir noch einmal ganz klar: wenn ich schuldig werde, dann muss das bestraft werden. Da reicht keine Entschuldigung, sondern Schuld muss bestraft werden.

„Wer ist ein Gott wie du, der die Sünde verzeiht und das Unrecht vergibt!“, fragt der Predigttext. Ein Satz der als Frage beginnt und mit einem Ausrufezeichen endet. Das ist schon etwas seltsam. So, als ob Micha selbst klar war: die Frage brauche ich nicht zu Ende zu stellen. Es gibt nur Gott, der entschuldigen kann. Bei mir entschuldigte sich der Polizeibeamte für die Verwechslung.

Micha aber geht noch weiter, denn er sagt: Gott entschuldigt uns. Er, der eigentlich wirklich etwas hätte, um uns anzuklagen, der entschuldigt. Nicht, indem er nicht mehr hinguckt, was wir so tun. Er sieht, was seine Geschöpfe so machen. Wo sie sich von Gott trennen oder wo sie schuldig werden. Und er erträgt es, weil er eine grenzenlose Leidensbereitschaft hat mit seiner Erde. Und weil er aller Schuld zum Trotz dieser Welt die Treue hält.

Deshalb erkennt er zwar, dass wir schuldig werden. Aber er lässt es nicht so stehen. Er entschuldigt uns bei sich selbst. Das ist Güte. Gütig sein heißt aber auch aushalten. Es heißt ertragen. Also bleibt nur, es auszuhalten, was wir so verbocken. Und Gott selbst weiß, dass Zorn einer Beziehung zu seinen Geschöpfen im Weg steht. Güte aber öffnet ihn. Immer wieder. Und so gibt er uns, jeden Tag neu, die Chance mit ihm zu gehen. Immer in der Hoffnung, dass wir das auch machen. Und immer im Wissen darum, dass es eine Zukunft gibt zwischen Gott und seiner Schöpfung.

Im Moment heißt es: er verzeiht Schuld und er geht an Verfehlungen vorüber. Das heißt: das alles ist noch da, er schaut aber darüber hinweg. Das ist wie ein Polizeibrief von Gott. Der wäre dann auch richtig adressiert: da stehen mein Name und meine Verfehlungen. Auch würde er nicht sagen, dass es eine Verwechslung war. Aber er würde es entschuldigen, wenn ich ihn darum bitte und ihn zu den Akten legen.Amen.

Fürbitten und Vaterunser
Gott, als Mensch drohe ich dir verloren zu gehen. Weil ich mich immer wieder in dieser Welt selbst verliere. Aber du machst dich immer wieder auf die Suche nach mir und gibst mich nicht auf. Weil ich dir wichtig bin. Weil du das Verlorene in dieser Welt nicht aufgibst, bis du es gefunden hast.

So bitte ich dich für mich: Komm mir immer wieder entgegen. Suche mich und finde mich. In meiner Verlorenheit. Im Dunkel dieser Welt. In all meinen Verstrickungen und Fallen, die ich mir selbst gestellt habe. Damit ich frei werde, selig, wie du es selber nennst.

Ich bitte dich auch für all die anderen Menschen in dieser Welt: Gib uns nicht auf, auch wenn wir uns nur um uns selber drehen. Gib uns nicht auf, wenn wir lieber unsere Verschiedenheiten suchen, statt unsere Gemeinsamkeiten zu finden. Gib deine Suche nach uns nicht auf. Denn wir sehnen uns nach dem einen, der uns findet und unserem Leben einen Sinn gibt.

Mit den Worten deines Sohnes bete ich so zu dir: Vater unser im Himmel. Geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Segen
So bitte ich um Gottes Segen. Für mich und für die anderen:
Gott segne uns und behüte uns.
Gott lasse sein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig.
Gott erhebe sein Angesicht auf uns und gebe uns Frieden. Amen.

Verweilen Sie noch einen Moment in der Stille.
Dann: Löschen Sie die Kerze und gehen wieder ihrem Tageslauf nach.

Letzte Änderung am: 25.06.2020