Kerze entzünden
Einstimmung
"Gelobt sei Gott, der mein Gebet nicht verwirft noch seine Güte von mir wendet." - so lautet der Spruch für die nun beginnende neue Woche aus dem 66. Psalm. Und dieser Spruch stellt den Sonntag Rogate ganz unter das Thema "Gebet".
Wer bin ich als Betender? Wie bete ich richtig? Was ist, wenn mir die Worte für ein Gebet fehlen? Wer sind wir als betende Gemeinde? Als betende Kirche? Wie muss ich mir das vorstellen? Wie kann ich daran glauben, dass Gott mein Gebet auch wirklich hört?
Beten - das Reden mit Gott ist oft etwas anderes als Sprechen. Ganz oft ist es eher Schweigen und das Schweigen aushalten. Und manchmal ist es genau das Letztere, das uns Menschen so schwer fällt. Das Hören, das Ausharren und so auf Gottes Zuspruch warten.
Das Gebet ist eines nicht: Eine Einbahnstraße. Beten ist in Kontakt treten mit Gott, von dem ich glaube, dass er mein Gebet nicht verwirft noch seine Güte von mir wendet.
So feiern wir diese Andacht als betende Gemeinschaft und beginnen mit alten Worten:
Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.
Predigttext des Tages: Matthäus 6,5-15 (Das Gebet Jesu)
Lied: EG 344 "Vater unser im Himmelreich"
Predigtimpuls
"Danke! Amen." Oder: "Bitte! Amen."War das jetzt schon ein Gebet?
Wenn wir den heutigen Predigttext zugrunde legen, ist das scheinbar sogar der Idealfall eines Gebetes.Gerade jetzt. Gerade hier. In jeder möglichen Situation. Für solche "Stoßgebete" hat man immer Zeit.
Ich selbst ertappe mich zur Zeit häufiger dabei: den Kopf in den Himmel gerichtet sage ich im Alltag oft nicht mehr als ein einfaches: "Bitte!", oder ein "Danke!" Reicht das eigentlich? Gibt es nicht so vieles zu sagen, so vieles, was ich in allen Details Gott erzählen möchte? Gibt es nicht vieles, was einfach mal "raus muss"? Wenn dem so ist, sollte ich tagelang damit zubringen um von allem zu erzählen: dem Schönen und dem Traurigen. Von den Begegnungen letzten Sonntag in der offenen Kirche, für die ich sehr dankbar bin. Oder aber vom Klang der Glocken, der Musik und der biblischen Texte während der Zeit, die mich fröhlich und traurig zugleich machten.
Ich müsste von allem ausführlich Gott berichten. Und dann kommt im Evangelium Jesu Wort an diesem Sonntag auf mich zu und sagt mir: Ja, ich weiß schon. Ich war ja dabei. Ich bin da, wenn es dir gut geht und wenn es dir nicht so gut geht. Ich sehe dich draußen und ich sehe dich, wenn du in dein kleines Kämmerlein gehst. Mach nicht so viele Worte. Ich kenne deine Sorgen und Ängste und auch deine Freuden und dein Glück. Du brauchst gar nicht alles zu sagen. Hinter einem "Danke!" steckt eine ganze Welt, die ich an deiner Seite verbringe. Und hinter einem "Bitte!" ebenso. Unser Gott sieht mehr. Mehr als die Öffentlichkeit. Mehr als die anderen Menschen. Er sieht unser Herz. Er hört zu. Er schaut in die hellsten und dunkelsten Räume und in alles dazwischen. Er kennt unsere Freude und unsere Traurigkeit. Er ist immer schon da in Klage und Lob.
Deshalb müssen wir ihm gar nicht erst alles erzählen. Manchmal reicht einfach das: in den Himmel blicken, oder an die Zimmerdecke und "Danke!" sagen oder "Bitte!" Denn, so sagt uns Jesus zu: unser himmlischer Vater weiß, was wir brauchen, noch bevor wir ihn darum bitten.
Darum: sind wir fröhlich, dann freut sich Gott mit uns. Leiden wir, so tröstet er uns. Werden wir schuldig, dann ist er bereit uns zu vergeben. Und dazu ist es gar nicht nötig so viele Worte zu machen, denn Gott sieht in unser Herz. Und wenn wir selbst das nicht mehr können. Wenn wir keine Worte mehr finden, weil wir uns unbeschreiblich freuen, oder weil wir so sehr trauern und leiden, dass wir keine Worte mehr finden, nicht mal mehr ein "Bitte!", dann hat Jesus uns ein Gebet hinterlassen, dass man so schnell nicht vergisst. Ein Gebet, so universal, dass es immer gebetet werden kann: bei der Geburt ebenso wie bei der Beerdigung; bei einer beglückenden Nachricht wie bei einer schrecklichen.
Wenn alle eigenen Worte versagen, dann gibt es noch ein Gebet, dass uns Jesus geschenkt hat und welches alle Christen zu allen Zeiten gebetet haben. Es beginnt mit den Worten: "Unser Vater im Himmel..." Damit ist alles gesagt. Amen!
Fürbitten und Vaterunser
Gott, lieber Vater, Abba, Papa: Zu dir kommen wir und beten dich an. Wir beten zu dir. Ich bete als Einzelner, als Einzelne und weiß doch: Mit mir zusammen sind noch viele andere, die das gleiche tun. So beten wir als Gemeinschaft. Für uns beten wir: Um Frieden und Versöhnung, um Einheit, um gemeinsames Lachen und gemeinsames Weinen. Und für andere beten wir: Und bitten dich, dass du der Einsamkeit entgegenstehst, dass du den Kranken Kraft, Hoffnung und Stärke gibst. Für die Sterbenden bitten wir um deinen Beistand. Lass sie jetzt nicht allein, zeig ihnen, dass du mit ihnen bist.
Gott, manchmal finde ich nicht die richtigen Worte, um mit dir zu sprechen. Dann würde ich dir lieber ganz nah sein und dir alles einfach so in dein Ohr flüstern, was mir wie ein Stein auf dem Herzen liegt. Sieh du mein Herz an und nimm die Steine von mir, die mich und mein Leben blockieren. Ganz so wie den Stein vor dem Grab Jesu.
Denn der Herr ist auferstanden, er ist wahrhaftig auferstanden. Halleluja!
Und all die anderen Dinge, die mich bewegen und die mich wegen der anderen bewegen, die lege ich in die Worte deines Sohnes:
Vater unser im Himmel: Geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Segen
Gott segne uns und behüte uns. Gott lasse sein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig. Gott erhebe sein Angesicht auf uns und gebe uns Frieden. Amen.
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