Kurzandacht
Kerze entzünden
Einstimmung
"HERR, höre meine Stimme, wenn ich rufe; sei mir gnädig und antworte mir!" - aus Psalm 27, Vers 7 hat der Sonntag Exaudi seinen Namen. Exaudi - "höre mich", "antworte mir".
Hören ist mehr als bloßes Zuhören. Hören ist Wahrnehmen, Verstehen und Reagieren. Hören ist Da-Sein für den anderen. Wir können Hinhören, Zuhören und wir können Weghören. Hören ist ein aktiver Vorgang.
Wenn ich mit Gott rede, also bete, dann gehe ich selbstverständlich davon aus, dass mir Gott zu allen Zeiten und zu allen Zeiten zuhört und mich wahrnimmt.
Der Sonntag Exaudi steht genau zwischen Christi Himmelfahrt und dem Pfingstfest und erzählt davon, wie die Jüngerinnen und Jünger Jesu sich wohl nach Himmelfahrt gefühlt haben müssen. Zum einen wissen sie um das Versprechen des Geistes, andererseits haben sie ihn noch nicht erfahren.
Wenn wir in diesen Tagen Andacht miteinander feiern, wissen wir vom Pfingstfest; wissen aber auch um die Tage, in denen dieses Wissen keine Rolle spielt. Deshalb bitten wir an diesem Sonntag auch für uns um den Geist Gottes, und dass stimmt, was Jesus versprochen hat: "Wenn ich erhöht werde von der Erde, will ich alle zu mir ziehen." (Joh 12,32)
So feiern wir diese Andacht im Namen unseres Gottes: Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.
Predigttext des Tages: Jeremia 31,31-34 (Der neue Bund im Herzen Israels)
Lied: EG 136 "O komm, du Geist der Wahrheit"
Predigtimpuls
Eigentlich wollten wir am Sonntag Exaudi die diesjährige Konfirmation im Gottesdienst feiern und erleben, wie unsere Konfirmandinnen und Konfirmanden ihren christlichen Glauben bekennen. Es sollte ein großer und bunter Gottesdienst werden. Mit viel Musik, guter Laune und einer vollen Kirche.
Aber in diesem Jahr ist alles anders. Die Konfirmation haben wir erstmal in den September verlegt, obwohl wir nicht wissen, dass sie dann auch wirklich stattfinden kann.
Ja, es sollte ein Fest des Glaubens werden. Zwischen Himmelfahrt und Pfingsten. Zwischen Gottesdienst am Feldbackofen in Gabow und dem Pfingstgottesdienst in Altranft.
Der Predigttext für Exaudi spricht mich heute in besonderer Weise an. Verspricht mir Gott doch selbst, dass ich zu seinem Volk gehören soll und er mein Gott sein will. Das ist nicht irgendetwas, sondern gibt mir Sinn für mein Leben. Ich weiß: ich bin nicht allein. Ich gehöre zu Gott und Gott zu mir. Und zu Gottes Volk gehören all die anderen um mich herum.
Ja, ich bin nicht Israel. Aber durch Christus gehöre ich mit zu diesem Bund. Weil Jesus für mich Weg, Wahrheit und das Leben ist.
Der Predigttext für Exaudi spricht mich in besonderer Weise an. Auch und gerade weil es um Herzensfrömmigkeit geht. Etwas Inwendigem. Dazu braucht es keinen großen Gottesdienst. Dazu braucht es vor allem mich. Und etwas Zeit und einen guten Ort, um einfach zu sein. Das versöhnt mich auch mit der derzeitigen Situation.
Und trotzdem bin ich traurig gestimmt. Weil ich weiß, dass sich die Jugendlichen etwas anderes für diesen Sonntag gewünscht hatten. Weil sie sich schon vorgestellt hatten, wie das werden wird, wenn sie in der Nikolaikirche in Bad Freienwalde den Segen für sich erbitten und zugesprochen bekommen und nach dem Gottesdienst mit ihren Lieben feiern.
Am Sonntag Exaudi geht es vor allem um unser Miteinandersein. Und das Erkennen, dass wir durch unsere Herzen und Gottes Versprechen miteinander verbunden sind. Das bleibt auch dann, wenn wir uns nicht sehen können. Das bleibt auch dann, wenn wir auf körperlichem Abstand zueinander sind. Das gilt. In Corona-Zeit und darüber hinaus. Das gilt für unsere Region, unser Land und das gilt weltweit.
Darum freue ich mich auf den September. Darum freue ich mich auf das Wiedersehen. In den Gruppen und Kreisen unserer Kirchengemeinde, in den Gottesdiensten ab Pfingstsonntag, in den vielfältigen Begegnungen einfach so und zwischendurch.
"HERR, höre meine Stimme, wenn ich rufe; sei mir gnädig und antworte mir!" - Ja, Gott, sei bei uns. Sei in unserer Mitte und hilf uns auch. Amen.
Fürbitten und Vaterunser
So beten wir miteinander:
Herr, höre unsere Stimmen. Die lauten und die leisen. Die schwungvoll fröhlichen und die traurigen. Höre unsere Stimmen, auch wenn wir selbst keine Stimme mehr haben. Und gib uns die Kraft auch anderen unsere Stimmen zu leihen, wenn sie sie brauchen.
Herr, höre unsere Stimmen. Wenn wir dir zu klagen haben. Und wenn wir dir danken wollen.
Herr, höre unsere Stimmen. Und gib uns Antwort. Lass uns wissen, dass du da bist.
Und mit Worten deines Sohnes beten wir: Vater unser im Himmel: Geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Segen
Gott segne uns und behüte uns. Gott lasse sein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig. Gott erhebe sein Angesicht auf uns und gebe uns Frieden. Amen.
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