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Drittletzter Sonntag des Kirchenjahres

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Kurzandacht

Diese Andacht können Sie für sich oder mit mehreren Menschen gemeinsam lesen oder laut sprechen. Die Texte dieser Andacht sind auch die Texte des Gottesdienstes, den wir in den Nikolaikirche feiern. So sind wir miteinander – auch durch Entfernung – verbunden. Wenn Sie mögen, zünden Sie eine Kerze zu Beginn Ihrer Andacht an.

 

Einstimmung

Mann, Mann, Mann, in diesen Tagen ist richtig was los. Biden oder Trump? Trump oder Biden? Ich habe manchmal den Eindruck, dass ich mich mittlerweile besser im us-amerikanischen Wahlsystem auskenne als in unserem eigenen hier in Deutschland. Swing-State, Battleground, Battlefield, to close to call – Ziemlich aufregend das alles. Ein Freund in den USA sagt mir: Weißt du, hier geht es grad um alles bei uns. Es geht ums Ganze. Um unsere Demokratie. Um unser Verständnis von miteinander. Gespalten sind sie die Amerikaner. Gespalten in Rot und Blau – in Republikaner und Demokraten. Und jetzt also ist es Biden. President elected. Oder auch nicht. Wer weiß, was noch alles so kommt. Es ist fast so ein wenig wie die Situation um die Zeit der Abfassung des 1. Briefes an die Gemeinde in Thessaloniki. Wann kommt denn nun Jesus zurück? Wie sollen wir denn solange überhaupt warten? Und wie erkennen wir denn dann, wann Jesus wieder da ist? Und in unserem Land ist es ja auch nicht anders. Wann ist das mit Corona endlich vorbei? Wie lange müssen wir eigentlich noch warten?

 

Ich glaube: Genau das wären jetzt die Fragen, die vor allem wir als Kirche hören müssten. Um dann miteinander um Antworten zu ringen. Jesus wird kommen. Das Reich Gottes wird anbrechen. Dass weiß ich. Darauf hoffe ich. Daran glaube ich.

 

Und so eingestimmt gehe ich in diese Andacht. Die wir feiern im Namen Gottes, den wir glauben als Vater und Sohn und Heiliger Geist. Amen.

 

Predigttext: 1. Thessalonicher 5,1-6(7-11)

Von den Zeiten aber und Stunden, Brüder und Schwestern, ist es nicht nötig, euch zu schreiben; denn ihr selbst wisst genau, dass der Tag des Herrn kommt wie ein Dieb in der Nacht. Wenn sie sagen: »Friede und Sicherheit«, dann überfällt sie schnell das Verderben wie die Wehen eine schwangere Frau, und sie werden nicht entrinnen. Ihr aber seid nicht in der Finsternis, dass der Tag wie ein Dieb über euch komme. Denn ihr alle seid Kinder des Lichtes und Kinder des Tages. Wir sind nicht von der Nacht noch von der Finsternis. So lasst uns nun nicht schlafen wie die andern, sondern lasst uns wachen und nüchtern sein. Denn die da schlafen, die schlafen des Nachts, und die da betrunken sind, die sind des Nachts betrunken. Wir aber, die wir Kinder des Tages sind, wollen nüchtern sein, angetan mit dem Panzer des Glaubens und der Liebe und mit dem Helm der Hoffnung auf das Heil. Denn Gott hat uns nicht bestimmt zum Zorn, sondern dazu, die Seligkeit zu besitzen durch unsern Herrn Jesus Christus, der für uns gestorben ist, damit, ob wir wachen oder schlafen, wir zugleich mit ihm leben. Darum tröstet euch untereinander und einer erbaue den andern, wie ihr auch tut.

 

Predigt

Gnade und Friede von dem, der da war und dem der da ist und dem der da sein wird. Amen.

Hoffentlich! Hoffentlich bleibt es in Amerika friedlich. Hoffentlich gehen die Corona-Fallzahlen wieder nach unten. Hoffentlich hören die Kriege auf in Syrien, in Afghanistan und an so vielen weiteren Orten.

Hoffentlich geht alles gut aus in Belarus. Hoffentlich hört das Hungern auf.

Schluss damit, dass alle 10 Sekunden ein Kind stirbt, weil es nichts zu essen hat. Schluss damit, dass die Tauben taub bleiben und die Lahmen lahm. Nicht noch mehr aufzählen, denke ich mir. Die Gequälten werden laut, wenn wir sie erst einmal gehört haben. Es ist kaum ertragbar.

Zu oft wird beschwichtigt. Zu oft überhört. Zu oft weggesehen.

Wie zynisch klingen die Sätze von Paulus: „...die Leiden der Zeit fallen nicht ins Gewicht gegenüber der Herrlichkeit, die offenbar werden soll.“

Einspruch! Kann ich da nur rufen.  Einspruch! Halt! Stopp! Wie kannst du nur so etwas sagen, Paulus.

Da wirst du mir unsympathisch.

 

Und doch frag ich mich manchmal, ob ich überhaupt noch hoffe, dass alles besser wird.

Ob ich noch darauf warte, dass Gott -endlich- mal auf seine Schöpfung blickt und feststellt: Siehe, es ist nicht sehr gut. Das er das, was alles so gut gedacht war, anschaut und sich fragt, was da schiefgelaufen sein muss. Diese Welt ist von allem bestimmt, außer von Frieden und Sicherheit. Die Schöpfung seufzt und wir tun es mit ihr.

Trotzig ringend rufe ich dennoch: Aber ich hoffe! Hoffen, dass ist es, was noch geht. Die Hoffnung stirbt zuletzt. Sie kann am Boden liegen. Sie kann geschlagen werden. Sie kann verleugnet werden. Und doch: sie trotzt allem. Sie sehnt sich nach dem, wie es werden kann. Sie spricht ihr „aber“ in diese Welt.

Sie sehnt sich nach einer Zukunft, die anders werden kann. Darin liegt ihre Kraft.

Darüber hat Paulus auch im 1. Thessalonicherbrief im 5. Kapitel geschrieben.

Da steht es ja das: „aber“. Haben Sie es gelesen? „Wir aber, die wir Kinder des Lichts sind.“

Die Hoffnung: sie leuchtet. Manchmal flackernd, wie eine Kerze. Manchmal hell wie ein Baustrahler.

Die Hoffnung, sie tröstet. Manchmal wie ein trotziges Kind. Manchmal wie eine feste Umarmung.

Sie ist der Helm, der mich beschirmt. Die Stimme, die mir sagt: „...aber es kann anders werden.“ Das leise Flüstern, dass uns auf die kleinen Hoffnungsschimmer in dieser Welt hinweist. Das Flüstern, dass durch die Schreie dieser Welt geht und das zwar überdeckt werden kann, aber niemals verstummt.

Und: diese Hoffnung ist in mir und in Ihnen! Jeder von uns ist ein Hoffnungslicht, ein Kind des Lichts. 

Es ist mein Flüstern, dass der Welt trotzig entgegentritt und sagt: „...aber es kann und es wird anders werden.“ Es ist meine Umarmung, die aber auch andere tröstet. Es ist mein Helm, der aber auch andere beschirmen kann.

„Ihr alle aber seid Kinder des Lichtes und Kinder des Tages“, sagt Paulus.

Und dann kann man mit Paulus hinzufügen:

„Also tröstet euch untereinander und einer erbaue den andern; wie ihr es auch tut!“

Ja, wir sind die Baustrahler Gottes. Baustrahler, was für ein tolles Wort.

Bau sagt ja: es ist noch im „Aufbau.“ Da ist noch nicht alles fertig, aber es wird schon angestrahlt. Es wird schon gebaut.

Und Strahler: Ja, wir leuchten und finden die Ecken, die noch zu reparieren sind und die müssen wir auch benennen. Und wir beleuchten auch auf die Flächen, die schon fertig sind und nur noch trocknen müssen. Und auch die Stellen, die schon sehr gut sind.

Den Strom für uns Baustrahler liefert übrigens der eine: der Jesus Christus. Der Gott der Hoffnung. Der, der in seiner Auferstehung dieser Welt sein „aber“ gegeben hat.

In Jesus Christus sind die ersten Strahlen auf diese Welt gekommen. Unauslöschlich. Ein Flüstern gegen die lauten Stimmen der Welt, das sich überdecken lässt aber niemals verstummt.

Ein leiser Ton des Friedens inmitten der lauten Welt.

Und dann bin ich ganz persönlich aufgerufen „aber“ zu sagen. Meine Stimme für den Frieden zu erheben. Barmherzig zu sein, wie Jesus es war. Freudestrahlend und nicht zornig. Auf das Güte und Treue einander begegnen und Gerechtigkeit und Friede sich küssen. Das ist meine Hoffnung. Amen.

 

Gebet

Das alles bewegt mich. Deshalb bewege ich in der Stille meine Gedanken im Gebet.

-Stille-

Alles weiß ich aufgehoben in das Gebet, das Jesus Christus mich gelehrt hat.

 

Vaterunser

 

Segen

So segne uns Gott, der schon am Anfang sagte: „Es ist sehr gut.“

Und der dies auch wieder sagen wird.

Es segne uns der Vater und der Sohn und der Heilige Geist. Amen.

Letzte Änderung am: 07.11.2020