Kurzandacht
Einstimmung
Was wünscht du dir eigentlich?
Eine Frage, die so kurz vor Weihnachten so manchem in den Sinn kommt. Was wünschen wir uns denn zu Weihnachten? Von den Omas und Opas, vom Partner oder der Partnerin, von Freunden?
Wünsche zu Weihnachten oft Geschenke.
Am ersten Januar sieht das schon anders aus. Dann wünschen wir uns etwas, dass man nicht so leicht im Laden kaufen kann: Ein gesundes oder ein frohes neues Jahr. Und tatsächlich stehen wir mit einem Bein ja bereits an der Schwelle zum neuen Jahr. Im Kirchenjahr haben wir diese sogar schon überschritten. Das neue Kirchenjahr ist bereits da. In einigen Gemeinden tatsächlich auch mit Wunderkerzen gefeiert. Und deshalb wünsche ich schon einmal jetzt: ein gesegnetes neues Jahr.
Was hat es aber auf sich mit solchen Wünschen. So leicht zu erfüllen sind sie ja gar nicht. Anders als eine gute Flasche Wein, ein Spielzeugauto oder ein Paar Socken, können wir uns den Wunsch, das ein Jahr gesegnet, froh oder gesund sein möge nicht kaufen. Nicht in Bad Freienwalde und auch nicht in Berlin. Und dabei sind das doch so wichtige Wünsche. Das scheint irgendwie anders zu funktionieren.
Jesaja wünscht uns sogar ein „Gnadenjahr“. Ein Jahr in der Gnade herrscht.
Bibeltext zum Nikolaustag (Jesaja 61,1-2.10)
Der Geist Gottes des HERRN ist auf mir, weil der HERR mich gesalbt hat. Er hat mich gesandt, den Elenden gute Botschaft zu bringen, die zerbrochenen Herzen zu verbinden, zu verkündigen den Gefangenen die Freiheit, den Gebundenen, dass sie frei und ledig sein sollen; zu verkündigen ein gnädiges Jahr des HERRN und einen Tag der Rache unsres Gottes, zu trösten alle Trauernden,
Ich freue mich im HERRN, und meine Seele ist fröhlich in meinem Gott; denn er hat mir die Kleider des Heils angezogen und mich mit dem Mantel der Gerechtigkeit gekleidet, wie einen Bräutigam mit priesterlichem Kopfschmuck geziert und wie eine Braut, die in ihrem Geschmeide prangt.
Impuls
Es ist kurz vor Mitternacht. Alle kennen die Szene. Eine große Uhr läuft im Hintergrund und am Ende zählen alle: 10, 9, 8, 7 ,6, 5, 4, 3, 2, 1, ...tataaaa. Plötzlich liegen alle sich in den Armen. Raketen knallen... In meiner Heimat geht man dann auf die Straßen und wünscht sich gegenseitig ein frohes oder ein gesundes oder ein gesegnetes Neues Jahr. Für einen Augenblick scheint die Welt dann ganz jung und neu zu sein. Alles, was im letzten Jahr war. Alles, was eigentlich bedrückt. Für einen Moment weicht es dem Zauber des Neubeginns. Das ganze Dorf ist auf der Straße und Freude macht sich breit.
Einen solchen Neuanfang brauchen wir scheinbar. Schon unsere Bibel kennt so viele neue Anfänge. Einer ist dabei beständig, Gott. Aber auch der fängt bei uns Menschen immer wieder neu an. Das Neue hat deshalb immer einen gewissen Charme. Es rückt anderes in den Hintergrund und eröffnet Türen für etwas neues.
Was Wünsche zum Neuen Jahr angeht, wünscht sich bereits der Prophet Jesaja aus dem Alten Testament etwas ganz besonderes: Ein gnädiges Jahr wünscht Jesaja bereits. Ein Gnadenjahr.
Und in unseren Straßen am 3. Januar? Schaut man ein paar Tage weiter, dann ist oft nichts mehr von den guten Wünschen übrig. Alltag kehrt wieder ein. Weil wir das, was wir wünschen, gar nicht garantieren können. Weil es gar nicht in unserer Hand liegt. So ist das manchmal mit den guten Wünschen.
Vor allem, wenn es wünsche sind, die wir nicht mal einfach im Laden kaufen können.
Ein Jahr der Gnade. Das wäre ja was. Die Welt wäre ein toller Ort. Ohne Hassspiralen. Ohne Kriege..
Aber so ein Jahr der Gnade, so ein Gnadenjahr, das kann Gott allein ausrichten. Das können wir Menschen gar nicht allein hinbekommen. Und darum geht es auch ein Stück weit. Gott selbst schafft Neubeginne an uns, und er verspricht uns, dass er gnädig ist, dass er Tränen abwischt und gebrochene Herzen heilt.
Und weil er das mir verspricht, kann ich damit anfangen das auch den Menschen in meiner Umgebung zu ermöglichen. Indem ich auch versuche im Kleinen die Tränen der anderen zu trocknen, die zerbrochenen Herzen zu flicken und bei denen zu sein, die gefangen sind oder trauern.
Dann können wir doch ein wenig mitarbeiten daran, dass die Wünsche, die wir uns Weihnachten oder Silvester zurufen oder schreiben oder eben einfach wünschen doch ein Stück weit in Erfüllung gehen.
Deshalb wünsche ich Ihnen und euch schon heute: Ein gnädiges Weihnachtsfest und ein Gnadenjahr 2021. Amen.
Fürbittgebet
Herr, du willst mit deiner Gnade zu uns kommen. Hilf uns dabei, deine Güte und Treue auch an andere weiterzugeben. Du bist der, der versprochen hat nicht nur bei den Menschen zu sein, nicht nur mit den Leidenden zu leiden, sondern sie auch zu trösten. Nicht nur mit den Gefangenen gefangen zu sein, sondern sie auch zu befreien. Deshalb bitten wir dich: komm mit deiner Gnade jeden Tag neu. Lass es in uns Neujahr werden jeden Tag. Du bist da. Hilf uns dabei, auch unseren Teil dazu beizutragen, dass es auf dieser Welt gnädiger zugeht. Amen.
Segen
Und der Friede Gottes, der höher ist als all unsere Vernunft, der bewahre unsere Herzen und Sinne im Christus Jesus. Amen.